Warum „flexibles Arbeiten“ für viele Frauen nicht funktioniert

Warum „flexibles Arbeiten“ für viele Frauen nicht funktioniert

Judith Schneider
von Judith Schneider

Gleitzeit ist kein Fortschritt

Seit ich 1997 ins klassische Arbeitsleben gestartet bin, hat sich definitiv was getan. Nicht zuletzt Corona hat seinen Teil dazu beigetragen: Wir dürfen uns jetzt an 1–2 Tagen von zuhause aus das Leben schwer machen.

Das wäre dann also der „Benefit“. Wie es viele Unternehmen verkaufen: „flexible Arbeitszeiten im Rahmen einer Gleitzeitregelung“. Viel sinnvoller wäre jedoch:

Effektive Arbeitszeiten im Rahmen einer selbstverantworteten Anpassung des Arbeitspensums an persönliche Energiezyklen.

Also selbst entscheiden, wann du arbeitest und die Energie dafür da ist - ohne Rechtfertigung. Ja, das kann hormonell gemeint sein, so ein Energiezyklus. Oder aber du hast ADHS oder sonst eine Neuro-Besonderheit. Oder aber du hast eine emotionale Autorität (das kann dir dein Human Design Chart auf einen Blick sagen). Oder aber du bist einfach ein Mensch – der nicht mehr auf Knopfdruck abliefern kann, weil er das schon viel zu lange gemacht hat.

Wer Energiezyklen ignoriert, zahlt drauf

Gründe, die für ein Arbeitsmodell sprechen, das Energiezyklen respektiert, gibt es viele. Ehrlich gesagt, sehe ich keinen einzigen, der für das Gegenteil spricht (sofern du mit der Verantwortung umzugehen weißt). Und doch funktioniert die Arbeitswelt nach wie vor so: 8–17 Uhr – und die „flexiblen Arbeitszeiten im Rahmen der Gleitzeitregelung“ sorgen für das Gefühl von „alles gut“.

Nein, damit ist NICHT alles gut. Das reicht nicht.

Effizient? Zu schlecht bezahlt. Langsam? Auch ein Problem.

Als ich freiberuflich als Texterin schrieb, rechnete ich zu Beginn meine Arbeit nach Stunden ab. Das war der damalige Deal. Standard. Aber: Ich war meist zu schnell. Flyer, Plakat, Webseite? Hatte ich meist in unter einer Stunde fertig. Die ich dann für 50 Euro abrechnete.

Meine Schnelligkeit an gewissen Tagen brachte mich um meinen Umsatz. Meine Langsamkeit an anderen Tagen aber genauso. Es gibt nämlich Tage, da läuft nix bei mir. Also null. Wenn diese Zeit in deine „flexible Arbeitszeit“ fällt, ist das ziemlich blöd. Dafür könnte ich dann an anderen Tagen einen richtigen Outburst haben – innerhalb von 2–3 Stunden so viel produzieren, wie andere in zwei Wochen nicht.

Ich habe vieles ausprobiert – und bin trotzdem gescheitert

100 % Remote. Vertrauensarbeitszeit. Gleitzeitmodelle. Ich habe in Unternehmen gearbeitet, die „New Work“ plakatierten – und in Startups, die es ernst meinten. Ich war angestellt, selbstständig, projektbasiert, teilzeitflexibel. Und trotzdem: 

Immer wieder kam der Punkt, an dem es nicht mehr passte. Nicht, weil ich nicht wollte. Sondern weil das System – trotz aller „Flexibilität“ – nicht wirklich mitgedacht hat, wie Menschen heute leben, arbeiten, funktionieren.

Heimlich flexibel – und offiziell im System gefangen

Ich hatte sogar mal einen Job mit einer inoffiziellen Sonderregelung – für mich als Mutter. Mehr Homeoffice, wenn meine Tochter krank war oder ich niemanden hatte, der da war, wenn sie vom Kindergarten heimkommt. Das klang im Vorstellungsgespräch auch ziemlich gut und flexibel. Nur: 

Es war eben eine inoffizielle Regelung. Eine geheime.

Etwas, das man nicht offiziell aussprechen durfte – weil sonst das ganze Team hätte fragen können. Und genau das zeigt doch, was nicht stimmt. Mal abgesehen davon, dass ich mich die ganze Zeit schlecht gefühlt habe, wenn ich früher ging oder später ins Büro kam als die anderen (oder eben gar nicht). 

  • Wenn echte Flexibilität nur im Flüsterton funktioniert, ist das doch kein Fortschritt.
  • Wenn ich mich dafür entschuldigen muss, dass ich effizienter bin als das Zeiterfassungstool vorsieht, dann läuft doch was falsch.
  • Wenn ich an manchen Tagen nichts leisten kann – und an anderen dafür doppelt so viel – dann ist das keine Laune, sondern mein realer Energiehaushalt.

Was wir wirklich brauchen

Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich damit nicht die Einzige bin. Ich weiß, dass es da draußen viele gibt, die jeden Tag funktionieren – obwohl sie es eigentlich längst nicht mehr können oder wollen.

Viele Frauen leisten keine 40 Stunden bezahlte Arbeit – weil sie 40 Stunden unbezahlte ermöglichen.

Sie koordinieren, kompensieren, kümmern sich. Und am Ende bleibt für sie selbst am wenigsten übrig. Das ist in meinen Augen kein individuelles Versagen, sondern ein strukturelles Problem. "New Work" steht für mich nicht für: Wo wir arbeiten - sondern wie sehr wir endlich aufhören dürfen, gegen uns selbst zu arbeiten.

Und ja, ich baue mir gerade ein anderes System - weil ich in knapp 30 Arbeitsjahren kein Unternehmen gefunden habe, wo ich meinen Job so praktizieren konnte, dass ich mich auf Dauer nicht selbst dabei kaputt gemacht hab. Die Idee zu meinem anderen Arbeits-Modell ist vielleicht nicht perfekt oder total neu, aber sie ist ehrlich gedacht und transportiert mein Verständnis von "nachhaltig arbeiten". Ein Modell, das dich fragt: Was geht heute wirklich – in deiner Realität?

Falls dich das interessiert, habe ich ein kleines E-Book dazu geschrieben. Kein Masterplan – aber vielleicht ein realistischer Anfang. Hier kannst du mehr darüber erfahren → „Dein 9-Minuten-Online-Business“

Mir ist klar, dass Menschen verschieden sind, also interessiert mich: Welche Erfahrungen hast du gemacht? Was funktioniert für dich nicht (mehr) in der Jobwelt? Lass mir einen Kommentar da. 

Judith Schneider
Judith Schneider
Ich hatte rund 20 Angestelltenjobs und sieben eigene Businesses – nicht, weil ich so sprunghaft bin, sondern weil ich ziemlich schnell merke, wenn ein System nicht nachhaltig funktioniert. Neun Jahre war ich im Online-Business unterwegs – heute bin ich mir sicher: Wir brauchen Arbeits-Modelle, die zur Realität passen, nicht zu Idealbildern. Ich entwickle digitale Produkte und ein nachhaltiges Online-Arbeitsmodell für Frauen ohne Zeit, Geld und Nerven für den üblichen Quatsch. Ich will Online-Arbeit, die ins echte Leben passt.

(Online) arbeiten - für Frauen, die ein echtes Leben haben.

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